PROJEKTWETTBEWERB

LIECHTENSTEINISCHE

LANDESBIBLIOTHEK

PROJEKT-NR. 20

Open House

Architektur:
SAM ARCHITEKTEN AG
Hardturmstrasse 175
CH-8037 Zürich

Tragwerksplanung:
Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG
Industriestrasse 3
CH-6005 Luzern

Das Programm für die Landesbibliothek in Liechtenstein umschreibt neben räumlichen Anforderungen präzise Grundsatzfragen, die unser Entwurf zu beantworten versucht:

  • Was zeichnet den neuen Bibliotheksstandort im Zentrum von Vaduz aus?
  • Was sollen moderne Bibliotheken leisten?
  • Welche gesellschaftlichen Entwicklungen sind für die Landesbibliothek relevant?
  • Welche Aufgaben hat die Landesbibliothek?
  • Welche Medienbestände bietet die Landesbibliothek den Benutzern an?
  • Wie soll das neue Bibliotheksgebäude räumlich genutzt werden?
  • Wie sehen mögliche Nutzergeschichten im neuen Bibliotheksgebäude aus?

In frühen Jahrhunderten waren Bibliotheken stets verschlossene Orte, deren Zutritt der breiten Öffentlichkeit verwehrt war. Die Bibliothek von Alexandria, des Vatikans, der Klöster und Städte im 19. Jahrhundert hüteten das eingelagerte Wissen, welches nur einer privilegierten Schicht zugänglich war. Der eingeschränkte Zugriff zu Büchern und die Fähigkeit zu lesen waren Teil des damaligen Machtverständnisses der Oberschicht.

Dieser Anspruch verlor sich mit der Demokratisierung der westlichen Welt und die Bibliotheken wandelten sich zu öffentlich zugänglichen Büchereien, womit die Wissensvermittlung zum öffentlichen Gut wurde. Diese gesellschaftliche Verschiebung innerhalb des Machtgefüges veränderte auch die städtebaulich relevante Lage der Bibliotheken in den Stadtzentren. Sie verloren ihr Alleinstellungsmerkmal und ihre ausserordentliche Stellung in den Stadtzentren und wandelten sich von hermetischen Gebäuden zu offen zugänglichen Funktionsbauten; in der Regel ohne jegliche innenräumliche und architektonische Qualitäten. Wenige neuere Beispiele zeigen Bibliotheken wieder als Orte des Austausches und der Kommunikation mit bewusst architektonischem Anspruch. Zu Buch und Schrift gesellen sich neue, das Wissen vermittelnde Medien.

Die Gattung Bibliothek wandelt sich zum öffentlichen Informationszentrum mit offener Grundrissgestaltung, zu der sich zusätzliche Funktionen wie Gastronomie, Kino, Lern-, Ausstellungs- und Kongressbereiche gesellen. Die moderne Mediathek ist geboren.

Trotz der fortschreitenden Digitalisierung und der grenzenlosen Zugänglichkeit zu den meisten Medien über Heimcomputer und Smart-Phones bleiben Bibliotheken unerlässlich. Das gebundene Buch manifestiert den physisch greifbaren Wert, der uns den Weg zu unseren Quellen (ad fontes) weist, so wie es bereits Humanisten der frühen Neuzeit forderten. Das «alte» Buch findet sich heute zusammen mit den «neuen» Medien an einem multikulturellen und allen Bürgern und Bürgerinnen zugänglichen Ort in den Zentren und den Peripherien der Städte.

Die neue Landesbibliothek in Liechtenstein wird dem Credo eines multimedialen Informationszentrums gerecht. Von allen Seiten her öffentlich zugänglich verstehen wir sie als Ort der Zusammenkunft, der Kontemplation, des eigenen Rückzugs, der Bildung und des geistigen sowie sozialen Austausches. Überführte man die alte Bibliothek just in den Bestandsbau, ohne jegliche bauliche Änderungen, würde sie dem Anspruch eines «open house» kaum gerecht werden. Der bestehende Post-Bau zeigt sich hermetisch und abweisend. Die vorgeschlagenen Eingriffe in die Bausubstanz öffnen, befreien und stärken die allseitige Zugänglichkeit auf der Ebene 0 – Städtle .

Der Bestandsbau wird deshalb bis auf sein Tragwerk rückgebaut und der eingeschobene Zwischenbau entfernt. Dieser Befreiungsschlag bringt Licht und Luft in die Ebene 0, welches nun räumlich grosszügig auf dem massiven Sockel dem Platz seine Aufwartung macht.

Der Sockelbereich zur Äulestrasse und Postgasse wird als gestaltete Einheit formuliert und wirkt um den Bau herum verbindend. Die eingeschriebenen Bogenöffnungen stärken diese wichtige Idee und präzisieren den Rahmen und die Signalwirkung für die nötigen Zugänge und Anlieferungen. Der Sockel wird Teil der Stadt und offen einsehbar. Damit zeigt die Bibliothek auch ein Gesicht auf Ebene der Äulestrasse und der Postgass. Über die grosszügigen Bogenöffnungen werden die Magazine an der Äulestrasse als Teil der Sammlung offen einsehbar und vermitteln den Geist eines Schaulagers. Der Sockel formt als verständliche Einheit im Stadtgeviert die robuste Plattform des Bibliotheksplatzes.

Die von der Ebene -1 bis ins zur Ebene 1 eingestanzte, öffentlich zugängliche Wendeltreppe, erschliesst die im Raumprogramm geforderten zugänglichen Bibliotheksgeschosse. Die Wendeltreppe agiert verbindend und kommunizierend, ihre Brüstungen sind als fix möblierte Einrichtungen zur Lektüre und für Durch- und Ausblicke eingerichtet. Ab der Ebene 2 soll das Haus ruhiger werden. Deshalb führen wir die Wendeltreppe nicht weiter in die Obergeschosse. Umgestiegen wird auf der Ebene 1 auf das bestehende Treppenhaus, welches eine neue Grosszügigkeit erhält. Das bis unter das Dach ausgestanzte Loch verbindet räumlich alle Geschosse bis zum Dachgeschoss, welches wieder einen offenen Raumcharakter ausstrahlt und die allseitige Terrasse und Konferenzräume aufnimmt.

Die transparent gestaltete räumliche Fuge auf der Ebene Städtle widmet sich den Eingängen, der inneren Transparenz, dem Platz und der Öffentlichkeit und trägt zu einer städtebaulichen Stärkung des Quartiers bei.

Der Hochbau rückt im Erdgeschoss zurück und zeigt sich transparent, einsehbar und von allen Seiten her zugänglich. Von der Postgasse erreicht man den Platz und die Eingänge über eine breite Treppenanlage, weiter südlich verbindet eine Rampe den Platz mit dem Städtle. Der Zugang zum Parkhaus wird über das bestehende Treppenhaus im Gebäude zu allen Tageszeiten gewährleistet. Der bestehende Anbau mit dem Zugang zu den Parkierungsgeschossen wird entferntfernt. Eine dreiseitig offene Caféteria im Erdgeschoss wirkt einladend und verbindet die Aussenräume mit dem Inneren des Hauses. Ein Ginko belebt den Bibliotheksplatz, integrierte Sitzmöglichkeiten formen den grosszügigen Pflanzentopf zu einem Stadtmöbel und ergänzen die bestehende Z-Skulptur.

Die Asymmetrie in der Tiefe der Fassadengestaltung bei den Veranden nach Süden ist bewusst. Sie weitet den Innenraum nach Süden und führt den neuen Bibliotheksplatz räumlich ins Haus. Die vorgehängten Veranden aus Aluminium mit den semitransparenten – auch im geschlossenen Zustand durchsehbaren – Vertikalmarkisen, leisten einen wirksamen Sonnenschutz und gewährleisten eine reibungslose Wartung der klimatrennenden Holzfassade mit den raumhohen Verglasungen. Die Bibliothek zeigt sich allseitig zur Stadt hin transparent. Der wirksame Sonnenschutz zusammen mit der Sonnenschutzverglasungen und den innen angelegten Vorhängen schützen die Bücher vor Ultraviolettstrahlen und einem zu hohen Lichteinfall. Die Betreiber/innen haben auf allen Geschossen die Möglichkeit den Lichteinfall im Betrieb auf das Optimum hin zu regulieren.

Die nach Süden (Bibliotheksplatz) weit ausladenden Veranden vor den offenen Raumeinteilungen verstehen wir als zusätzlich nutzbaren Aussenraum für Mitarbeitende und Bibliotheksnutzer/innen. Kleinteiligere Büroeinheiten, sofern gewünscht, finden ihren Platz an den drei weiteren Fassadenabwicklungen. Der Bau versteht sich als Einheit, horizontal wie auch vertikal gelesen bildet er ein neues Zentrum des Wissens und der Zusammenkunft von Menschen innerhalb der Stadt Vaduz.

Nachhaltigkeit

Das Projekt schlägt eine nachhaltige und langfristige Lösung, die über die Anforderungen des Raum- und Nutzungsprogramms hinaus weitere Entwicklungen und zukünftige Nutzungsänderungen mitdenkt.

Durch die architektonische und städtebauliche Klärung entsteht ein wesentlich kompakterer Baukörper im Vergleich zum Bestand. Die Grundrisse sind offen und effizient gestaltet, neue Raumaufteilungen sind aufgrund des aus dem Bestand übernommenen Fassadenrasters (1.75 m) auch zukünftig ohne grössere Umbauten möglich.

Alle zum Aufenthalt vorgesehenen Räume sind an den Fassaden angeordnet und erhalten direktes Tageslicht. Die grosszügigen Verglasungen erlauben nicht nur eine optimale Nutzung über die gesamte Gebäudetiefe, sondern erhöhen auch den Aussenbezug und die Identifikation der Nutzer und Besucher mit dem Gebäude.

Für die Gebäudehülle ist eine Holzelementfassade mit einem hohen Grad an Vorfertigung vorgesehen. Der Einbezug lokaler Produzenten und der Liechtensteinischen Holzwirtschaft ist denkbar, wodurch nur kurze Transportwege anfallen. Die vorgelagerte Struktur aus Aluminiumelementen weist einen hohen Grad an Rezyklierfähigkeit auf, die Systemtrennung kann hier optimal eingehalten werden.

Das Gebäude wird mit einem hochgedämmten Wärmedämmperimeter (mineralische Dämmungen, Dreifachisolierverglasung) ausgestattet.

Der sommerliche Wärmeschutz wird durch die vorgelagerten Loggien, die als Sonnenbrecher wirken, und in Kombination mit aussenliegenden, automatisierten Ausstellstoren sichergestellt. Zur Vermeidung von Blendeffekten und zum Schutz bei tiefstehender Sonne ist innenseitig ein Vorhang als Blendschutz und sofern notwendig als Schutz für die Bücher vorgesehen. Das Raumklima wird hauptsächlich durch ein offenes, hocheffizientes Kühldeckensystem mit Bauteilaktivierung sichergestellt, im Fassadenbereich werden zur Steigerung der Behaglichkeit Konvektoren im Bodenbereich vorgesehen.

Die weiteren Dachflächen werden für Photovoltaikelemente verwendet. Die Dachflächen werden extensiv begrünt und für die Retention des Regenwassers genutzt.

Das Energiekonzept legt die Priorität auf die Abwärmenutzung und die Nutzung des Fernwärmenetzes des KVA Buchs.

Die wichtigsten Kennwerte zur Gebäudehülle: U-Werte:

Dach und Außenwände: < 0.15 W/m2K Kellerdecke gegen unbeheizt: < 0.2 W/m2K Ug (Glas) < 0.7 W/m2K

Uw (Fenster): < 0.9 W/m2K

g-Wert Fenster ca. 0.3 (Sonnenschutzglas)

Brandschutz

Das Gebäude kann mit einer Höhe von ca. 23 m der Gebäudekategorie mittlerer Höhe zugeordnet werden.

Das Brandschutzkonzept verfolgt zwei Ziele. Neben dem Personenschutz in erster Priorität wird auch dem Sachwertschutz Beachtung geschenkt, die Nutzung als Bibliothek beinhaltet schützenswerte Kulturgüter. Die Ziele werden durch Standardmassnahmen gemäss der VKF Brandschutznorm erreicht. Dem architektonischen Konzept von offen verbundenen Geschossen zur freien Durchwegung und Kommunikation wird auch brandschutztechnisch Rechnung getragen.

Das dadurch erstehende Atrium Typ A – die verbundenen Geschosse sind höher als 11 m und verbinden mehr als 3 Geschosse – wird gesamthaft auf eine Brandabschnittsfläche begrenzt, die kleiner als 2’400 m2 ist. Die notwendige Entrauchung ist über alle Geschosse dadurch ohne Leistungsnachweis umsetzbar. Die geringe Gebäudetiefe kann über die neu erstellte Fassade einfach und natürlich entraucht werden. Die notwendige Integration einer Löschanlage (Vollschutz) macht aufgrund der zu schützenden Sachwerte Sinn.

Die Räume der Bibliothek werden als eine Nutzungseinheit zusammengefasst und lediglich zu rückwertigen Bereichen abgetrennt.

Technik, Magazine in den Untergeschossen und auf den Stockwerken, Schächte und Parkgarage werden als separate Brandabschnitte ausgebildet.

Die Flucht- und Rettungswege sind gemäss den VKF-Anforderungen sichergestellt. Im Bereich des Open Library (1.UG bis 1.OG) können Personen direkt ins Freie flüchten. Auch grössere Personenbelegungen nach Betriebsschluss des Publikumsbereichs sind möglich. In den weiteren Obergeschossen lässt das bestehende Treppenhaus eine maximale Belegung von 100 Personen pro Geschoss zu. Die Einhaltung der Belegung ist betrieblich aufgrund der relativ kleinen Flächen einfach umsetzbar.

Im Untergeschoss können die Fluchtweglängen auch über das bestehende Bibliothekstreppenhaus sichergestellt werden – die Auflösung des separaten Treppenhauses ist brandschutztechnisch umsetzbar.

Die Anforderungen an das Tragwerk mit REI60 sind eingehalten. Die dazu notwendigen Überdeckungen sollten im weiteren Projektverlauf messtechnisch überprüft werden. Allenfalls macht hier eine Bemessung gemäss Eurocode Sinne, um teure Ertüchtigungsmassnahmen zu vermeiden.

Tragwerk

Die robuste Tragstruktur aus der Mitte der 70er Jahre soll für die neue Nutzung möglichst erhalten bleiben. Generell sollen die Eingriffe in den Bestand so gewählt werden, dass der vorhandene Lastabtrag der Struktur respektiert und möglichst erhalten bleibt. Eingriffe erfolgen also nur dort, wo sich räumliche und nutzungsspezifische Mehrwerte ergeben. Die Abbrüche am Bestand beschränken sich im Wesentlichen auf den Rückbau der Zwischendecke über dem Erdgeschoss und zum anderen auf den Abbruch der Brüstungen der Obergeschosse. Die neue vorgehängte Fassade ist in sich selbstragend ausgebildet und wird an den Deckenstirnen der Geschosse angehängt. Für die neue gewendelte Erschliessungstreppe und die darüber liegenden Oblichter werden in den Geschossdecken Aussparungen notwendig. Die Decken weisen Reserven auf, sodass die vorgegeben höheren Lasten für die Bibliotheknutzung aufgenommen werden können. Die Decken müssen lokal in den Bereichen der neuen Aussparungen und entlang der südlichen auskragenden Fassade verstärkt werden. Zudem ist davon auszugehen, wie in den Grundlagen erwähnt, dass die Decken auch bezüglich Durchstanzen verstärkt werden müssen. Das Stabilitätsverhalten gegenüber den horizontalen Einwirkungen (Erdbeben, Wind) wird zum eine über zusätzliche Wandscheibenergänzungen und zum andern durch gezieltes Verstärken der vorhanden Wandscheiben verbessert.

Wesentliche Massnahmen

Bei der damals gültigen Norm SIA 1621968 für Beton, Stahlbeton und Spannbeton wurde die Tragsicherheit mit einem globalen Sicherheitsfaktor von y = 1.8 nachgewiesen. Bei einem Widerstandfaktor von yR = 1.2 wurden somit allen Lasten mit einem Lastfaktor yF = 1.5 beaufschlagt. Mit der heutig gültigen Norm SIA 260 beträgt der Lastbeiwert für die Eigengewichte und ständigen Lasten lediglich yF = 1.35. Es ergibt sich überschlagsmässig eine nutzbare Reserve für die Nutzlasten von rund 1.2 kN/m2. Zusammen mit den vorhandenen Reserven im Bewehrungsgrad (stichprobenartig überprüft) können somit die geforderten charakteristischen Lasten für Bibliotheken gemäss DIN 67700:2017-5 von qk = 6kN/m2 sichergestellt werden. Unter Berücksichtigung der Erhaltungsnormen SIA 269 könnte zudem der Lastbeiwert für das Eigengewicht, mit entsprechenden Aktualisierungen nochmals um 12% auf 1.2 reduziert werden.

Die Zwischendecke über dem EG werden abgebrochen. Da die Bewehrung der betroffenen massiven Stützen konstant durchgeht und die Bewehrungsmenge der Stützen, welche von den Zwischendecken nicht tangiert sind, entspricht, kann davon ausgegangen werden, dass die Stützen nicht verstärkt werden müssen. Im Zuge des Deckenabbruches wird auch der südwestliche Treppenhauskern zurückgebaut. Da dieser am Lastabtrag des darüberliegenden Geschosses beteiligt ist, muss die eine Ecke des Kerns durch eine neue Stütze ersetzt werden. Im Dachgeschoss werden vor allem die Liftüberfahrten zurück gebaut, was auf des Tragverhalten keinen signifikanten Einfluss hat.

Für die neue Wendeltreppe, welche das erste Untergeschoss mit dem ersten Obergeschoss des Bibliothekgebäudes erschliesst, und die darüberliegenden Oblichter, werden runde Aussparungen in den Decken notwendig. Diese sind in statisch günstigen Bereichen angeordnet. Für die notwendigen Auswechselungen müssen die Deckenuntersichten entsprechend mit Klebebewehrung verstärkt werden.

Sämtliche Brüstungen der Obergeschosse werden für eine bessere Belichtung der Innenräume abgebrochen. Wie in den Wettbewerbsunterlagen vermerkt sind diese als nicht tragend ausgebildet. Dadurch werden die Deckenränder um ca. 3 kN/m entlastet. Die neue Fassade besteht zum einen aus einer raumhohen Verglasung mit einem davor gestellten fixen Sonnenschutz. Auf drei Seiten kragt der Sonnenschutz rund 80 cm aus und dient auch als ein betretbares «französisches» Fenster. Entlang der Südfassade beträgt die Auskragung ca. 2 m. Auch hier sind die Gitterroste betretbar. Konstruktiv entwickelt sich der auskragende Sonnenschutz aus den Fassadenpfosten. Die Fassadenpfosten wirken zusammen mit dem auskragenden Träger als L-förmige beigesteife Rahmen. Die Biegemomente infolge der vertikalen Lasten können so über jeweils eine Geschosshöhe effizient abgetragen werden. Die Deckenscheiben erfahren durch diese Biegemomente lediglich horizontale Reaktionen. Im Bereich mit der grossen Auskragung muss die Decke mit obenliegenden Kohlenfaserlamellen verstärkt werden.

Basis für die Erdbebenüberprüfung des Umbaus bildet die Norm SIA 269/82017. Wie in den Grundlagen des Wettbewerbs erwähnt, bedarf es bezüglich der Erdbebeneinwirkung einer detaillierten Überprüfung, insbesondere auch der Ermittlung des vorhanden Erfüllungsfaktors. Konzeptionell wird das horizontale Tragverhalten in Querrichtung dadurch verbessert, indem der Zugang des grossen Liftes nur noch von der südlichen Seite möglich ist. D.h. in den Obergeschossen können die Lifttürenaussparungen der Querwände zubetoniert werden. In Längsrichtung des Gebäudes wird eine Verbesserung erzielt, indem die Längswände bei den Sanitäranlagen neben dem östlichen Erschliessungskern als Betonscheiben über alle Geschosse hinweg ausgebildet werden. Die jeweiligen Wände der Kerne werden voraussichtlich mit aufgeklebten und mechanisch verankerten Lamellen verstärkt.

Gebäudetechnik

Schachtdisposition und Leitungsführung

Die bestehenden Schächte und Steigzonen werden für die vertikale Erschliessung der Gebäudetechnik herangezogen. Durch die Aktivierung des bestehenden Warenlifts für die Personenerschliessung wird im östlichen Kern ausserdem einer der bestehenden Liftschächte für zusätzliche Steigzonen verfügbar.

Heizung / Kühlung

Das Gebäude wird über offene Hochleistungskühldecken temperiert. Durch die Kombination aus Strahlung und Konvektion werden neben der Raumluft auch die bestehenden Betondecken aktiviert. Die Belegung von ca. 50 % der Deckenfläche mit Kühllamellen im Deckenhohlraum übernehmen die Kühl- und Heizfunktion.

Lüftung

Die kontrollierte Lüftung erfolgt in Kombination mit der Kühldecke über das offene Deckensystem entlang der Fassaden. Die Abluft wird in den zentralen Bereichen und in Kernnähe vorgenommen.

Elektro

Die Raumbeleuchtung erfolgt über die Decke mit integrierten Deckenspots, die Elektrounterverteilung ist überall im Deckenhohlraum sowie im Bodenaufbau mit Bodenkanälen vorgesehen. Eine PV Anlage auf der Dachfläche über dem 4. OG unterstützt das Gebäude mit der Erzeugung elektrischer Energie. Batteriespeicher im Untergeschoss können mit Überschüssen geladen werden und versorgen neben den Verbrauchern im Gebäude auch Elektroladestationen in der Parkgarage.

Beleuchtung

Die Raumbeleuchtungen werden nutzungsabhängig mit einer intelligenten Lichtsteuerung optimiert. Die Anwesenheitsfunktion wird über Präsenzmelder geregelt und ermöglicht Einsparpotentiale auch bei geringem Nutzeraufkommen, z.B. zu Randzeiten und während nur das Open Library geöffnet ist. Intelligente Schwarmsteuerung verhindert dabei das Gefühl von einsamen „Lichtinseln“.

Akustik

Zur akustischen Absorption werden im Deckenhohlraum Akustikdämmungen angebracht. Um die hohen Anforderungen bezüglich Sprachverständlichkeit und Raumakustik im Bibliotheksbereich zu erreichen, werden ausserdem Wandflächen, insbesondere in Sprechhöhe, absorbierend ausgeführt.