PROJEKTWETTBEWERB

LIECHTENSTEINISCHE

LANDESBIBLIOTHEK

PROJEKT-NR. 08

530122

Architektur:
schneider+schumacher Planungsgesellschaft mbH
Poststrasse 20A
D-60329 Frankfurt am Main

Tragwerksplanung:
Gruner Schweiz AG
Thurgauerstrasse 80
CH-8050 Zürich

Städtebau und Architektur

Städtebaulich geht es darum, die Bibliothek als solche in der Stadt sichtbar und einladend zu machen und die Eingänge sinnvoll zu legen. Mit Respekt vor der vorhandenen Struktur haben wir die Qualitäten des Bestandsgebäudes geschärft und mit wenigen einfachen Eingriffen die Anforderungen an eine zeitgemäße Bibliothek umgesetzt.

Die bestehende starke Sprache der übereinander liegenden Kuben ist beibehalten und durch Entfernen bzw. Hinzufügen weniger Element verbessert. Dem Gebäude wird mit unterschiedlicher Gestaltung der Fassaden eine Richtung und eine Aussage gegeben und es öffnet sich nun zur Stadt.

Der Haupteingang ist vom Platz am Städtle aus, die vorhandenen Einzelelemente auf dieser Ebene werden in einer klaren Form zusammengefasst und auf ein Niveau gebracht. Dadurch wird im EG Bibliotheksfläche ergänzt, so dass der Flächenbedarf für die Erdgeschossnutzungen gedeckt werden kann. Ebenso ist der Treppen- / Aufzugsbau aus der TG geschickt integriert.

Auch eine Verbindung zu Äulestraße wird geschaffen, im Bereich der derzeitigen Vorfahrt/ Anlieferung wird Fläche hinzugefügt und hier auch ein Eingang vorgesehen. Die Bibliothek wird so schon von hier erlebbar und begehbar gemacht, man sieht, dass es um Bücher und Medien geht und hat von hier auch schon einen Durchblick nach oben, der die Lebendigkeit des Haupteingangsbereiches sichtbar macht. Eine weitere attraktive Erschließung gibt es auch über die Postgass. Diese Straße ist nicht mehr unattraktive Nebenfläche, sondern wird durch zonierte Begrünung mit Aufenthaltsqualität umgestaltet. Diese Verbesserung der Qualität kommt natürlich auch den Nachbarn zugute und schafft auch zu diesen eine bessere Verbindung. Die Fläche für die Zufahrt der Feuerwehr bleibt natürlich erhalten. Über die großzügig neugestaltete Außentreppe gelangt man zu dem Bibliothekscafé, dessen Außenbereich schon von unten sichtbar ist.

Durch Entfernen des optisch störenden herausstehenden Sockelbaus im Nord-Osten und Einrücken der neuen Fassade entsteht eine klare Gliederung der einzelnen Baukörper. Der Außenbereich des Cafés ist somit teilweise überdacht und durch großflächig aufschiebbare Glasfassadenelemente kann sich das Café ganz zum Außenraum öffnen. Die Fußgängerzone wird an dieser Stelle durch das Café belebt.

Die Fassaden der beiden Kuben werden in offene und geschlossenere Flächen gegliedert. Der Sockelbau wird nach Norden und Süden, der oberen Kubus nach Westen und Osten mit großzügigen Verglasungen geöffnet (hier werden die Brüstungen entfernt), so dass man die tollen Ausblicke auf den Schlossberg bzw. Stadt und Gebirge hat. Die geschlossenen Flächen sind mit Keramikelementen verkleidet, die in unterschiedlichen Größen und leicht schimmernden weißlichen Farben und durch eine feine horizontale Gliederung an Bücherregale erinnern. Es sind Fenster in unregelmäßigem Raster integriert, die in den Büroräumen auf Tischhöhe eine Festverglasung haben und ein weiter oben im Raum liegendes öffenbares Fenster zur Lüftung.

Neben der Neugestaltung der Fassade, die dem Gebäude ein ganz anderes Erscheinungsbild verleiht, gibt es eine weitere starke architektonische Intervention, nämlich die Treppe, die als Erschließungselement auf der Südseite des Gebäudes vor den Bestand gesetzt ist. Konstruktiv ist dieser Anbau als einfache Stahlkonstruktion geplant. Größere Eingriffe zur Erschließung innerhalb des Bestandsgebäudes werden somit vermieden (s. Bericht Tragwerk).

Als einläufige Treppe vom EG bis ins 3.OG entlang der Fassade, so dass ein Luftraum zum Bestandsbau entsteht, ist sie nicht nur Erschließungselement, sondern auch räumliches Erlebnis mit Ausblicken nach draußen und Einblicken in die Bibliothek. Dort entsteht eine Atmosphäre, die die spezifischen Möglichkeiten des Buches verdeutlicht, nämlich die Vielfalt des Wissens anschaulich und im wörtlichen Sinne begreifbar oder ergreifbar zu machen (was das Internet nicht bietet).

Die innere Verkleidung ist aus Holz und verleiht eine warme und angenehme Atmosphäre, Licht (und Luft) kommen von oben und den Schmalseiten, die an das Bestandsgebäude anschließen. Auf den Zugangspodesten in die Ebenen sind kleine Lese- und Verweilplätze angeordnet.

Die Bestandsbrüstungen der Ebenen bleiben bestehen (außer im Zugangsbereich), die Räume öffnen sich zum Treppenraum und verbinden die Bibliothek als Ganzes.

Auf die große Holzwand können wechselnde Projektionen, z.B. über aktuelle Neuheiten, Veranstaltungen etc. über einen Beamer projiziert werden.

Die Fassade des Treppenkubus ist mit PV-Elementen in einem dezenten, hellen Farbton verkleidet. Unterhalb des Treppenlaufes öffnet sich die Fassade zu einer Glasfassade, die Einblick in die Bibliothek gibt und die Treppe auch von außen schon ablesbar macht.

Die Südfassade seitlich des Treppenvorbaus, die sich ein Stück nach innen in den Treppenanbau hineinzieht, ist wiederum mit Keramik verkleidet, und auch auf den inneren Brüstungen setzt sich die Keramikverkleidung fort.

Im Erdgeschoss ist die Raumhöhe durch die Nutzung des Luftraumes zwischen den Kuben vergrößert, das Volumen bleibt jedoch unter dem oberen Kubus eingerückt, so dass die beiden Gebäudekubaturen nach wie vor optisch voneinander getrennt sind.

Die Dachfläche des eingeschossigen Gebäudes wird zum Teil mit flachen Wasserflächen versehen sowie mit Grünflächen unter den PV-Elementen. Die Oberlichter werden verschlossen, da ausreichend Belichtung über die großzügige Öffnung nach Norden und Süden sowie durch Fenster in der Westfassade vorhanden ist.

Die Innenräume der Bibliothek bieten unterschiedliche Qualitäten, das Erdgeschoss ist offen, lebendig und hell, mit vielen Glasflächen zu den Stadträumen. Die Obergeschosse in warmer Atmosphäre mit viel Holz bieten intime, ruhige Bereiche als Lern- und Lesezonen, offene und interessante Medienbereiche (Regale) zum Stöbern und Verweilen sowie die Lese- oder Verweilflächen auf den Podesten im neuen Treppenraum, die mitten im lebendigen Geschehen liegen. Durch Aufteilung der Grundrissfläche in öffentlichen- und Verwaltungsbereich wird die Raumtiefe reduziert, so dass eine gute Belichtung der Flächen möglich ist.

Umgang mit dem Bestandsbau

Die grundsätzliche Struktur des Gebäudes bietet gute Flexibilität für die Nutzungen. Im Sinne des Weiterbauens sind Eingriffe nur vorgenommen, soweit sie statisch notwendig sind oder wenn sie zur Verbesserung der architektonischen Qualität beitragen wie

  • Deckenöffnung EG–UG um Verbindung zur Äulestraße zu schaffen
  • Deckenöffnung EG um Raumhöhe zu vergrößern
  • Brüstungen West- und Ostfassade entfernt für großzügige Verglasungen

Für die Haupterschließung gibt es den Neubau einer Treppe vor dem Gebäude, so dass große Eingriffe in die Decken/ Tragstruktur zur Erschließung und räumlichen Verbindung vermieden werden Erdbebenertüchtigungen sind so gesetzt, dass keine Nutzungseinschränkungen entstehen.

Organisation und Funktionalität

Vom Haupteingang vom Platz Städtle, der sich in dem eingeschossigen Sockelbau befindet sowie vom Eingang von der Äulestraße aus gelangt man in die großzügige Eingangszone, ein repräsentativer Zugang zum Café (Teil des Platzes) ist auch über die Postgass vorhanden.

Vom Haupteingang gelangt man in das Foyer mit Empfang/Infotheke, Lounge, Garderoben/WC-Block, Abhol- und PC-Station. Daran anschließend (abtrennbar) ist das Café, welches seinen zum Teil noch überdachten Außenbereich zum Platz hat. Von diesem zentralen Platz erhält man ein Gefühl und bekommt Orientierung für den gesamten Bibliotheksbau. Denn auch der große Treppenanbau erlaubt schon aus dem EG über den Luftraum einen spannenden Blick und gibt auch Überblick, es erschließt den Besuchern und Nutzern damit die Bibliothek als Ganzes und weckt Neugier, die einzelnen Ebenen zu erkunden/entdecken.

Die erweiterten Zugangspodeste der Etagen bieten, neben den ruhigen Leseplätzen auf den einzelnen Etagen, Sitzgelegenheiten zum Beobachten und Verweilen im lebendigen Geschehen.

Im eingeschossigen Sockelbau nach Süden befindet sich die mit Glaswänden abgetrennte Kinderbibliothek mit ihren unterschiedlichen Bereichen, daran anschließend Filme und Hörbücher sowie nach Norden hin geöffnet die Jugendbibliothek.

Im 1.OG und 2.OG sind die Bibliotheksbereiche im nördlichen und die Verwaltungsbereiche im südlichen Teil des Riegels angeordnet. Im 1. OG sind Belletristik und ein Teil des Sachbuchbereichs, im 2.OG sind auch Sachbücher sowie das Freihandmagazin, im 3.OG wiederum Freihandmagazin und das Magazin angeordnet. In allen drei Obergeschossen sind jeweils ein Infodesk, Multifunktionsgeräte und eine PC-Station an gleicher Stelle im Grundriss angeordnet.

Ebenfalls auf allen Obergeschossebenen sind Lese- und Lernplätze an den Stirnseiten (Ost und West), die die wunderbare unterschiedliche landschaftliche Situation dieses Ortes erlebbar machen und aufgrund ihrer von der Erschließung abgelegenen Lage Ruhe bieten.

Im Dachgeschoss, welches über eine Treppe im 3.OG innerhalb des Kubus zu erreichen ist, sind der Veranstaltungsraum mit Foyer, Garderobe und Nebenraum, der den tollen Ort der Dachterrasse nutzen kann. Auch die Personalaufenthaltsräume befinden sich hier, so sind z.B. Synergien wie zusätzliche erforderliche Nebenräume bei Veranstaltungen sowie Nutzung der Küche möglich.

Im 1.Untergeschoss zur Äulestraße sind der Ausstellungsbereich und die Publikationen Liechtenstein zu finden. Über den Ausstellungsbereich, der wechselnde Inhalte bietet und somit lebendig ist, erhöht sich die Neugier und Attraktivität das Gebäude immer wieder von Neuem zu betreten. Ein größerer Deckenausschnitt über dem Eingangsbereich Äulestraße mit direkter Verbindungstreppe in das Erdgeschoss schafft eine gute Verbindung aus dem oder in das Haupteingangsgeschoss der Bibliothek. Weiterhin sind im 1.UG der Hauswartraum, Duschen, Lagerräume, ein Magazin und die beiden Kulturschutzgüterräume untergebracht. Der Zugang für Medientransporte von der Postgass aus hat direkten Zugang zum Waren- und Bücherlift sowie in die Magazine. Ein weiteres Magazin ist im 3.UG zu finden.

Die Open Library umfasst das EG und das 1.OG, die weiteren Obergeschosse sind durch Verschließen der Zugänge (Treppenpodeste) abtrennbar. Der Veranstaltungsbereich ist durch einfache Abtrennmöglichkeiten zu den Bibliotheksräumen auch außerhalb der Öffnungszeiten gut nutzbar.

Die Tragstruktur des Gebäudes bietet eine gute räumliche Flexibilität, so dass Bereiche einfach zu verlegen, verkleinern, vergrößern und umzugestalten sind.

Konzept der Bibliothekseinrichtung

Eine warme Atmosphäre zum Wohlfühlen

Holzverkleidung des Treppenanbaus und Holzböden in den Obergeschossen. Außer Trennwand Büro-öffentliche Fläche werden die Bereiche durch Möblierung zoniert Integration der kleinen ein-, zwei- und vier-Personen buchbaren Rückzugsräume Stützenstruktur wird in die Regale “integriert“, Regale schlicht aus Holz Dazwischen aufgelockerte Bereiche mit unterschiedlicher Möblierung Schlichte Möbel mit viel Stoffflächen, als optische und akustische Abtrennungen, Möbel in farblichen Nuancen, Stile und Funktionen (weicher, härter, lockerer, strenger…) den unterschiedlichen Bereichen jeweils zugeordnet.

Infopunkte an gleichen Stellen in den Ebenen zur guten Auffindbarkeit und Orientierung Grundbeleuchtung über die Decke, flexibel für unterschiedliche Ausbausituationen Individuelle Beleuchtung je nach Situation (Lesen/Arbeiten, Aufenthalt/ Verweilen, Entdecken, Spielen…).

Kinderbereich lebendig, interessant, farbige, weiche Möblierung innerhalb eines Gesamtkonzeptes (Schnecke) Inhalte und Lebendigkeit kommen über die Medien und die Menschen, die Bibliothekseinrichtung bietet dafür die Basis.


nachhaltig = dauerhaft + schön

Konstruktion, Materialisierung und Einbezug des Tragwerks

Technischer Bericht des Bauingenieurs

Situation
Das bestehende Gebäude wird heute durch die liechtensteinische Post genutzt. Bereits zuvor stand es für Verwaltungszwecke zur Verfügung. Neu soll im vorhandenen Gebäude die Landesbibliothek eingerichtet werden. Dafür sind hauptsächlich die Neuerschliessung der Obergeschosse mittels eines neuen Treppenanbaus, die Ertüchtigung infolge Erdbeben wie auch einzelne Eingriffe in das Tragwerk erforderlich.

Tragstruktur

Das Gebäude wurde in den 1970er-Jahren erstellt und besteht im Grundsatz aus einem Skelettbau in einer Massivbaustruktur mit einer Pfahlfundation. Die fünf Obergeschosse wie auch die drei Untergeschosse sind über mehrere Treppen- und Liftkerne miteinander verbunden und verfügen über einen Lastabtrag über Stützen, welche über alle Geschosse gehen. Die Obergeschosse haben bis auf das Erdgeschoss identische, übereinanderliegende Grundrisse und werden im Untergeschoss über eine grössere Geschossfläche weitergeführt. Die Umbaumassnahmen in den Obergeschossen teilen sich in die Ertüchtigung gegen Erdbeben, die Neuerschliessung der Obergeschosse wie auch in einzelne Eingriffe in das Tragwerk auf.

Die Ertüchtigung des Gesamttragwerkes gegen ein Einwirken infolge Erdbeben wird über alle Geschosse mit durchgehenden Betonwandscheiben ermöglicht. Dies wird durch eine Aufdopplung der Lift- und Treppenkernwände erreicht. Diese Massnahmen werden in allen Geschossen umgesetzt und bieten damit eine ausreichende Tragsicherheit gegen Erdbeben. Zusätzlich sind im Erdgeschoss weitere aussteifende Massnahmen vorgesehen. Dazu zählen eine zusätzliche Betonwand wie auch ein Verband aus Stahl, welche die Kraftübertragung über das Geschoss weiter sicherstellen.

Die Neuerschliessung der Obergeschosse steht bei der geplanten Umnutzung als Landesbibliothek im Zentrum. Sie umfasst eine mehrgeschossige Stahlkonstruktion an der Südfassade, die mittels Podesten an die bestehende Tragstruktur angeschlossen wird. Diese Stahlkonstruktion mit knapp 40m Breite wird über ein an den Treppenlauf angepasstes Fachwerk überspannt. Die Lasten werden über die Seiten weiter in die darunterliegenden Geschosse geführt, was mit minimalen Eingriffen umsetzbar ist. Die am Fachwerk aufgehängte Fassade erfordert kein zusätzliches Verstärken der Erdgeschossdecke, was eine effiziente und kostengünstige Variante darstellt.

Neben lokalen Durchstanzverstärkungen durch die neuen Treppenpodeste in den Obergeschossdecken wird die Raumhöhe im Eingangsbereich des Erdgeschosses vergrössert. Dies wird mit einem Teilabbruch der Erdgeschossdecke erreicht, über welcher sich ein knapp 1.50m hoher Luftraum befindet. Statisch wird der neue Deckenrand über einen neuen und kraftschlüssig angeschlossenen Überzug gehalten. Der Überzug wird an die bestehenden Stützen angeschlossen, welche als Querträger dienen. Der bestehende Liftkern sowie einzelne Wände werden abgebrochen und mit einer sich im Stützenraster befindenden Stütze ergänzt. Die heutigen Oblichter in der Erdgeschossdecke werden geschlossen. Die Brüstung an den Stirnseiten der Obergeschossdecken wie auch an den Anschlussstellen der neuen Treppenpodeste werden abgebrochen.

Zusätzlich sind in der Decke des Untergeschosses wie auch des 3. Obergeschosses Deckendurchbrüche für neue Treppen vorgesehen, welche mittels lokal neu betonierten Deckenrändern und CFK-Lamellen verstärkt werden.

Brandschutz

Neue Stahlelemente im Verbund mit der lokalen Betonstruktur werden brandschutztechnisch verkleidet. Die Stahlkonstruktion an der neuen südlichen Fassade wird durch einen Brandschutzanstrich gegen eine 60-minütige Feuereinwirkung ausgelegt. Einzig die Stahlaussteifungen infolge der Erdbebeneinwirkungen werden nicht speziell gegen Brand geschützt.

Fundation

Es wird davon ausgegangen, dass die bestehende Pfahlfundation und der darüber platzierte Betonrost die neuen Lasten durch die Umnutzung des Gebäudes ohne Eingriffe aufnehmen können. Allfällige Lastkonzentrationen oder vertikale Anordnungen von hohen Nutzlasten sind jedoch zu vermeiden. Die Lasten durch die Stahlkonstruktion der Neuerschliessung der Obergeschosse können im Ostteil direkt über den bestehenden Liftkern abgetragen werden. Im Westteil sind unter der neu geplanten Betonwand schwimmende Mikropfähle vorgesehen, welche die Lasten in den Untergrund abgeben.

Nachhaltigkeit

Durch eine ideale Anordnung der neuen Erschliessungszone können kostenschwere Eingriffe in das bestehende Tragwerk vermieden werden. Der Lastabtrag bleibt unverändert einfach über Stützen direkt in die Pfahlfundation. Die Stahlkonstruktion stellt eine langlebige, günstige und schnell zu bauende Tragstruktur dar, welche auch durch ihre einfache und zeitsparende Rezyklierbarkeit in den Vordergrund gerückt werden darf. Durch die unterhaltsarme (fugenlose) und langlebige Materialisierung der Beton- und Stahltragstruktur können die Kosten tief gehalten werden. Bei der Verwendung von Recyclingbeton und Stahl für die Tragstruktur wird auch der ökologische Aspekt berücksichtigt.

Materialien Architektur

Verkleidung der geschlossenen Fassaden (Nord- und Süd in den Obergeschossen, West und Ost im Sockelbau), also der bestehenden Brüstungen bzw. Bereiche zwischen Brüstung und Decke, die von innen mit Holzelementen verschlossen sind, mit Dämmung und vorgehängter Keramikfassade, Integration von Fenstern als Festverglasung und öffenbare Elemente.

Die großzügig verglaste West- und Ostfassade bzw. Nord- und Südfassade im EG ist fein profiliert und hat einen außenliegenden Sonnenschutz, der in der Höhe des Deckenpaketes integriert ist. Lüftungselemente sind seitlich in der Fassade integriert.

Die Südfassade des Treppenanbaus erhält einfarbig homogene Gläser mit PV-Elementen, vertikale Stöße ohne sichtbare Konstruktion (z.B. Sunovation PV-Elemente), feine horizontale Gliederung durch Metallprofile. Verglasungselemente unterhalb des Treppenlaufs in gleicher Gliederung mit horizontalem Flachprofil, Konstruktion tritt hinter Gläsern zurück.

Die Fassade des Cafés besteht aus Glaselementen, öffenbar zum Außenraum Die Fassade des Veranstaltungsraums und Foyers großzügig verglast und zur Dachterrasse öffenbar. Geschlossene Fassaden (Nord) sind mit einer farblich zurückhaltenden (grauen) Lamellenfassade versehen, ebenso die Technikaufbauten auf dem Dach. Die Sockelfassade ist ein dunkler Stein (z.B. lokaler Balzner Marmor), die Stützen werden auch dunkel gehalten.

Auf die bestehenden Decken werden Schallschutz und ein Holzbelag aufgebracht, im EG und UG (Bibliotheksbereich) ein Terrazzoboden.

Die Holzverkleidung im Treppenraum besteht aus lokalen Hölzern in horizontal Gliederung, der Treppenbelag ist ebenfalls aus Holz.

Die Decken werden mit Lehmputz (über Bauteilaktivierung zum Heizen und Kühlen) verputzt. Trennwände öffentliche Nutzungen zum internen Bereich (Büros usw.) in Brandschutzqualität (um das offene neue Treppenhaus in seiner Form zu ermöglichen) aus Leichtbau mit einzelnen Glaselementen. Trennwände der Büros sind Leichtbauwände.

Trennwände im EG zu Café und Kinderbibliothek aus Glas, zum Café großflächig öffenbar.

Haustechnisches Konzept

Wirtschaftlichkeit in Erstellung und Betrieb

Ziel des Energiekonzepts ist die Maximierung des Komforts bei gleichzeitiger Minimierung der technischen Anlagen und des Energieverbrauchs im Betrieb des Gebäudes. Um diese Zielstellung dauerhaft und über den Wechsel der Jahreszeiten zu gewährleisten sind folgende Maßnahmenvorgesehen Durch die umfassende Sanierung des jetzigen Postgebäudes wird der Energiestandard SNBS Gold resp. Platin erreicht. Dazu wird das Gebäude optimal wärmegedämmt und energetisch saniert. Zur Einhaltung des sommerlichen Wärmeschutzes werden die transparenten Fassadenteile mit einem effizienten Sonnenschutzsystem, kombiniert mit Sonnenschutzgläsern, ausgerüstet. Die Masse der vorhandenen Betondecken bildet einen wichtigen Bestandteil des Energie-Konzepts und bleibt für die „Klimaregulierung“ nutzbar.

Für die Wärmeerzeugung ist ein Fernwärme-Anschluss an das zukünftige Fernwärmenetz der KVA Buchs geplant. Die Wärmeabgabe im hochgedämmten Bestandesgebäude erfolgt über reaktionsschnelle Heizkörper im Bereich der raumhoch verglasten Fassaden. Die Raumtemperaturregulierung erfolgt mit Thermostatventilen. Dieses System ist einfach und wartungsfrei.

Die Bestandsdecken in den Hauptnutzzonen werden mit einer eingeputzten Bauteilaktivierung thermisch aktiviert. Durch das System wird die Raumtemperatur gesenkt oder angehoben, je nach Raumtemperatur. Auf Grund der Raumtemperaturnahen Systemtemperaturen ist keine aufwändige Einzelraumregulierung erforderlich. Das System wirkt ausgleichend über den Tagesgang und verschiebt Energie zwischen den Nutzungseinheiten. Die Bauteilmasse bleibt erhalten und kann aktive wie auch Passiv z.B. über Nachtauskühlung genutzt werden. Die unter die Rohdecke montierten Rohre werden mit Lehm eingeputzt. Der Lehmputz, ein Naturprodukt, wirkt ausgleichend auf die Raumfeuchtigkeit.

Eine größere Wasserfläche auf dem Dach des Sockelbaus im Bereich des aufgehenden Gebäudekörpers sorgt über Verdunstungskälte zusätzlich für ein angenehmeres Klima innen und außen.

Die Wärme für die Decke kommt vom Fernwärmeanschluss und die Kälte wird durch einen hybriden Rückkühler mit einer optionalen Spitzenlastkältemaschine für die heißesten Tage bereitgestellt. Auf eine Kältemaschine kann somit verzichtet werden und Betriebskosten werden reduziert.

Für die Belüftung der Räumlichkeiten sind zwei Systeme geplant. Zum einen erfolgt die Belüftung natürlich durch öffenbare Elemente in der Fassade, welche automatisiert sind. Die natürliche Lüftung kann mit Öffnungen im Dach des Treppenraumes noch verstärkt werden und so auch zur Nachtauskühlung genutzt werden. Auch dies eine sinnvolle Maßnahme zur Reduzierung der Energie und somit Betriebskosten.

Zusätzlich ist eine mechanische Lüftung vorgesehen. Die Zuluft wird über den bestehenden Schacht pro Stock verteilt. Die Abluft wird zentral oberhalb der Treppe gefasst. Dadurch wird der Platz- sowie Energiebedarf für die Lüftung optimiert. Die Lüftungsgeräte sind auf dem Dach geplant. Durch die Anordnung der Lüftungsanlagen auf dem Dach und die Abluftfass oberhalb der Treppe wird der Schachtbedarf in der Fläche auf ein Minimum reduziert.

Da eine Bibliothek rel. viel Strom für Beleuchtung und Nutzung benötigt werden die Dachflächen des Dachgeschosses und des Sockelbaus sowie die Südfassade (Treppenhausanbau) mit Photovoltaik zur regenerativen Stromerzeugung belegt. Das Dach des Sockelbaus ist unter den PV-Elementen begrünt. Auch eine Regenwassernutzung soll vorgesehen werden.

Positive Parameter für das Nachhaltigkeitslabel:

  • – Einsparung graue Energie
  • – Geringe Erstellungs- und Betriebskosten
  • – Einsatz geringstmöglicher technischer Anlagen, kurze Leitungs-/Kanalwege
  • – Regenerative Energiegewinnung
  • – Nutzung von (heimischen) Naturprodukten wie Holz, Stein und Lehm
  • – Fassadenmaterial aus recycelter/ recycelbarer Keramik
  •  -Bauteilschichten einfach in Einzelelemente/ Materialien trennbar
  • – Natürliche Lüftung, Kühlung und Feuchteregulierung – Verbesserung des Mikroklimas